17. Juli 2017

Dark Souls-Spieler haben es nicht leicht...

Keine Sorge, in diesem Textchen geht es nicht darum, wie hart doch Dark Souls ist, sondern um Begegnungen im echten Leben.

 

Denn, man mag es kaum glauben, doch Dark Souls-Spieler ereilt immer und immer wieder ein Vorurteil: From Softwares Meisterwerk wird nur deshalb gezockt, weil es so bockschwer ist und man sich danach damit profilieren kann, einen solch harten Brocken bezwungen zu haben. Tatsächlich füllten diese abscheulichen Gedanken vor meiner eigenen Erfahrung mit dem Franchise auch meine Hirnzweige - doch ich wurde eines besseren belehrt, nachdem ich zwangsweise - aka Jobbedingt - an die Reihe (sprich, Dark Souls II) selbst Handanlegen musste.

Für mich war Dark Souls und sein Vorgänger Demon's Souls bis zu diesem Zeitpunkt ein Angeber-Game, dessen Reiz nur darin bestand, andere Gamer niederzumachen, "Wie kann man nur dieses Spiel NICHT bezwingen? Alles Pfeifen!".


Doch was macht man, wenn man - jetzt als gereifter Dark Souls-Spieler - auf einen solchen Real-Life-Dark Souls-Mobbing-Counterpart trifft, der diese idiotischen Gedanken pflegt? Und das, obwohl er das Spiel schon selbst gespielt hat? Wie reagiert man als Serien-Verliebter auf jemanden, der trotz eigener Erfahrung behauptet, Dark Souls sei unfair, nicht intuitiv, unlogisch und nicht nachvollziehbar?


Ja, ich bin zuletzt auf eine solche Person gestoßen und gab mein bestes, Dark Souls wieder ins rechte Licht zu rücken. Neben verdrückten Tränen (wie kann man Dark Souls nur so schlecht reden!), frustriertem Herzpochen und kribbeliger Wut im Bauch, versuchte ich völlig sachlich an das Thema heranzugehen. Ich argumentierte meines Erachtens reflektiert und ziemlich objektiv - schließlich ist Dark Souls ein Meisterwerk! - offenbar erfolgreich. Anscheinend verpflanzte ich damit, wie man so schön sagt, einen Samen ins Hirn meines Gegenübers, der dafür sorgte, das er das Spiel nach einigen Tagen doch distanzierter betrachten konnte. Und eben nicht geritten von ständigen Verlusten, One-Hit-Kills und anderen Schwierigkeiten, denen man beim Zocken von Dark Souls so begegnet.

Soll heißen, das kleine Pflänzchen mit der Message, dass Dark Souls nicht nur eine digitale "Ich-hab-den-größten"-Profilierung darstellt, sondern ein intensives Action-Rollenspiel mit ausgefeiltem Kampfsystem ist, das vom Spieler Vorsicht, Strategie, Taktik und Geduld abverlangt und daneben auch noch ein Universum bietet, das vor Melancholie und Mystik nur so strotzt, wuchs.


Mein Streitpartner empfindet Bloodborne, was seinen Einstieg in das Franchise bedeutete, letztendlich immer noch als das bessere Spiel - was natürlich völlig in Ordnung ist. Geschmäcker sind nun mal verschieden. Aber immerhin beruht seine Argumentation nicht mehr auf wutgesteuerten Gefühlen, nur weil er das Spielprinzip nicht verstanden hat und sich zu stark an Bloodborne orientierte. Bloodborne und Dark Souls sind - trotz ihrer vielen Ähnlichkeiten - nun mal tatsächlich zwei ziemlich unterschiedliche Franchises. Doch immerhin konnte ich durch behutsames Auftreten den anfänglichen Hass auf das Spiel abwenden. Ob ich damit einen neuen Dark Souls-Zögling heranziehen kann, bleibt abzuwarten.

Und was ist die Moral von der Geschichte? Werdet nicht zu emotional, wenn ihr euer Lieblingsspiel (lässt sich sicherlich auch auf andere Lebensbereiche übertragen) verteidigt. Oder besser gesagt: Denkt gar nicht erst an eine Defensiv-Stellung bei der ihr mit allen Geschützen versucht, euren Streitpartner zu bombardieren. Versucht stattdessen lieber der gelassene Spieler zu sein, der sein Streitsüchtiges Gegenüber in Grund und Boden labert.

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