1. August 2013

Subjektivität versus Objektivität: Sind ernstzunehmende Reviews überhaupt möglich?

Nicht selten ertönen bei Reviews zu Spielen wütende User-Stimmen, die dem Tester mitteilen wollen, dass dessen Meinung absolut nicht als ernstzunehmendes objektives Urteil bezeichnet werden kann, sondern vielmehr seine eigenen Werte, Sichtweisen und Meinungen widerspiegelt. Dabei stelle ich mir allerdings die Frage, inwieweit denn überhaupt 'Objektivität' verlangt werden kann und darf?
Sicherlich lässt manch ein Review-Schreiber seiner Unlust gegenüber des zu bewertenden Spiels in seinem Artikel hintennach freien Lauf, sodass die Leser nicht-abbremsbaren Groll in sich wachsen sehen, doch erlaubt das noch lange nicht, dem Verantwortlichen Inkompetenz vorzuwerfen. Denn hat man als Tester einen schlechten Tag erwischt, kann das nun mal passieren. Ja, das sollte es nicht, aber es kann.
Anders ist die Situation, wenn das Gebashe des Games lediglich aus Rebellion geschieht - sprich: der Tester möchte dem Hypetrain nicht Folge leisten und kratzt sich deshalb jedes erdenkliche Manko heraus, um anderen schlicht und einfach zu verdeutlichen, dass sie bitte keinen Spaß daran haben sollten.


"Das hast DU bei The Last Of Us auch gemacht!", mag man vielleicht jetzt meinen, ok, verstanden, doch zu meiner Rettung: Ich habe in meinem Artikel nicht davon geschrieben, dass es sich bei Naughty Dogs Perle um ein miserables Produkt handelt - ne, ne, ne - ich habe lediglich kritisiert, dass fast kein anderes Magazin kritisiert hat, sondern eben lieber dem Rest der Welt nachahmte und banale Titel wie "Das beste Game aller, jeder vergangenen und auch noch kommenden Jahre/Jahrzehnte" vergaben (wer nicht weiß worums geht, hier kurz einklinken).
Beachtet werden muss jetzt gewiss, dass diese 'Überbewertungs-Hype-Gruppe' nicht über einen Haufen geschert werden darf, sondern in zwei Ecken unterteilt werden sollte: Im grünen Zeltlager sind da die letztgenannten und bereits besprochenen 'Der-Menge-folgenden-Ja-Sager', während im blauen Pendant diejenigen sitzen, die dem Release eines bestimmten Games schon seit Monaten entgegenfiebern und somit nur mindestens zwei Emotionen aus ihren Gefühlskalten Körpern herausquetschen können: Enttäuschung oder überschwängliche Freude - natürlich gibt es da auch noch die genialiösguten Tester, also die, deren Freude (oder Unvoreingenommenheit) mit objektiver Bewertung einhergeht und infolgedessen 1a-Super-Reviews entstehen, aber die sind jetzt nicht das Thema.
Handelt es sich kurzum um ein nicht ganz so gelungenes Game, wie sich der freuende Tester erhofft hatte, fallen Wertungen aufgrund des allgegenwärtigen Enttäuschungseffekts grundsätzlich negativer aus als bei einem 'neutralen' (also die genialiösguten) Tester; erfüllt oder übertrifft der Titel allerdings die Erwartungen, entstehen Lobeshymnen, denen dann aber irgendwie der Biss entschwunden ist. Fehler und Kritikpunkte können offenbar nicht mehr erkannt und analysiert werden.


Um ehrlich zu sein, plagt diese Angst des Gehyped-seins wahrscheinlich viele Reviewer. Ein aktuelles Beispiel wäre da GTA V, dass von vielen Gamern langersehnte Open-World-Game mit der Ambition, das Beste und Größte seiner Art zu werden. Was darf der User von Testern demgemäß also erwarten? Himmelhochjauchzende oder überzogen niederschmetternde Kritiken - oder natürlich eine Gerechtfertigte. Rockstar hat entgegen Naughty Dog, trotz seines unübersehbaren Könnens und genialen Spieleportfolio, leider nicht denselben Status wie Sonys besagtes Entwicklerteam, das dank der Uncharted-Reihe vollkommen kritiklos verehrt wird und generell - laut einiger Internetstimmen - so gut wie keine Fehler zu machen scheint. Das ist so unfair.

Doch bevor ich mich hier jetzt noch tiefer in den unergründlichen Tester-Windungen verrenne, verkünde ich lieber meine oberflächliche Meinung: Von Objektivität bei Bewertungen, Kritiken und Tests jeglicher Art sollte generell nicht gesprochen werden, da eigene Erfahrungen und Vorlieben immer wichtige Faktoren in der endgültigen Review spielen. Die allgemeine Bewertungsfähigkeit schränkt das allerdings nicht ein, ganz im Gegenteil sogar: Ich schenke meine Aufmerksamkeit viel lieber einem Test, der persönliche Einschätzungen einfließen lässt und somit auch berücksichtigt. Völlig distanziert und gefühlskalt niedergetippte Artikel sorgen hingegen eher dafür, nach der Hälfte des Überfliegens das Lesen einzustellen und auf die nächste Seite mit vielleicht besserem Test zu surfen.
Zusammengefasst glaube ich, das Beste für uns wären hübsche Empfehlungen ohne Wertungszahl, die sich vor allen Dingen Pro- und Contra-Punkten widmen, fair bewerten und angebracht kritisieren. Ja ich weiß, einfacher gesagt als getan.
Und wenn dann doch mal ein richtig schöner Verriss dabei ist, freut man sich gefälligst über diese geschenkte Abwechslung für die Augen.

[Bilderquelle: Rockstargames; Naughy Dog]

2 Kommentare:

  1. Nach all den Jahren im "Business" bin ich so ziemlich dieser Meinung über Kritiken jeglicher Art: http://www.youtube.com/watch?v=dHyVnO3LT9A&feature=youtu.be&t=4m24s

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    1. Nicht schlecht der Herr Schlingensief. Nicht schlecht. Und Recht hat er auch noch!

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